Schlagwort: Corona

Interview: »Der einzige Weg, Druck auszuüben, ist der Streik«

Gesundheitssystem in Katalonien schon vor Coronapandemie enorm geschwächt. Grundversorgung kollabiert. Ein Gespräch mit Anna Cirera

Sie haben 30 Jahre lang in der Epidemiekontrolle und beim Aufbau öffentlicher Gesundheitssysteme in Afrika und Lateinamerika gearbeitet. Seit dem Ausbruch von Covid-19 sind Sie als Epidemiologin für das katalanische Gesundheitsamt tätig. Wie bewerten Sie den Kampf gegen die Pandemie im spanischen Staat?

In der Vergangenheit habe ich immer in Ländern mit begrenzten Ressourcen gearbeitet und gegen Epidemien und vergessene Krankheiten wie Cholera, Malaria, HIV oder Meningitis gekämpft. Ich bin verblüfft, dass im spanischen Staat die vielen zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht auf die Stärkung des Gesundheitssystems, vor allem auf die Primärversorgung konzentriert werden…

Dumping in Ostkliniken

Knapp 100 Pflegerinnen und Pfleger des Eisenbahnerstädter Krankenhauses im brandenburgischen Eisenhüttenstadt zogen am 17. Juni mit Fahnen und Trillerpfeifen Richtung Stadthalle. Die Wut unter der Belegschaft ist groß: »Warum soll unsere Arbeit weniger wert sein als die unser Kollegen in Berlin oder München?«, fragte Juana im jW-Gespräch. Seit 35 Jahren arbeitet sie hier am städtischen Krankenhaus. Die Psychiatrische Station, auf der sie tätig ist, wurde wegen der Pandemie zur Covid-19-Station umfunktioniert. Wie auch ihre Kollegin Babara von der Intensivstation (ITS) kämpften sie an vorderster Front gegen das Virus…

Infektionsrisiko Lagerzwang

Geflüchtete aufgebracht: Ansteckungsgefahr in bayerischen Sammelunterkünften enorm.

Die Polizei passte penibel auf, dass Masken getragen und 1,5 Meter Abstand gehalten wurden, als knapp 150 Protestierende am Freitag in München vor den Sitz der Regierung Oberbayerns zogen. »Hier achtet die Polizei genau auf das Einhalten der Mindestabstände, aber in den Geflüchtetenlagern …« – Samba von der Gruppe »Refugee struggle for freedom« ist aufgebracht: »Da werden teilweise positiv getestete Geflüchtete zusammen mit gesunden Menschen in das gleiche Zimmer gesperrt!« Bundesweit haben sich viele Lager zu Brennpunkten der Coronavirusinfektion entwickelt. Die Gesundheitsämter gaben zwar die Anweisung, infizierte Geflüchtete separat unterzubringen und getrennte Sanitäranlagen zur Verfügung zu stellen, aber in vielen Lagern Bayerns findet dies offenbar nicht statt. Samba erzählt, dass in Neumarkt in der Oberpfalz positiv getestete Flüchtlinge in einen Container mit bisher nicht infizierten Menschen gesteckt werden. Vor allem in Gemeinschaftsunterkünften oder Kurzzeitaufnahmen, von denen aus die Geflüchteten auf andere Lager verteilt werden sollen, ist die Situation beängstigend. Die Anweisung des Innenministeriums, die Belegung zu »entzerren«, scheint hier oft nicht umgesetzt zu werden.