Arbeit in der Krise
Ein 160 Nanometer kleines Virus brachte die Welt zum Stillstand. Ein Stillstand, der Menschenleben rettet und doch Existenzen bedroht.
Seebrücke Ahlbeck, Usedom, 9.5.2020
Unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung starteten Prostitutionsgegner*innen parteiübergreifend eine Initiative zum Verbot von Sexarbeit. Verschwinden wird das Geschäft mit der Prostitution dadurch nicht. Nur unsichtbarer wird es gemacht. In eine kriminelle Schattenwirtschaft gedrängt.
Bordell in der Herbertstraße, Hamburg, 9.7.2020
Unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung starteten Prostitutionsgegner*innen parteiübergreifend eine Initiative zum Verbot von Sexarbeit. Verschwinden wird das Geschäft mit der Prostitution dadurch nicht. Nur unsichtbarer wird es gemacht. In eine kriminelle Schattenwirtschaft gedrängt.
Bordell in der Herbertstraße, Hamburg, 9.7.2020
Intensives Testen ist ein wichtiges Mittel, um die Verbreitung der Pandemie zu kontrollieren. Und ein großes Geschäft. Biotech-Firmen verdoppelten teilweise ihren Gesamtgewinn durch den Verkauf von Covid-19-Tests. Um die Milliardengewinne, die ein Impfstoff bringen würde, konkurrieren weltweit 120 Firmen. Während die Hersteller_innen der Waffen gegen Corona das Geschäft ihres Lebens machen, setzen täglich Tausende Freiwillige ihre Gesundheit aufs Spiel, um wie hier Abstriche für Covid-19-Tests zu ermöglichen.
Drive-In-Coronatest, Fliegerhorst Gütersloh, 26.6.2020
Herr Ricken betont jedoch, dass er sich persönlich um die Einhaltung der Hygienevorschriften kümmere: „Ich erzähle ihnen immer, sie sollen beim Händewaschen zweimal Happy Birthday singen oder ein Ave Maria und ein Gelobt seist du Gott beten.“
Die Metropolregion Stettin ist seit dem Schengenbeitritt Polens über die Grenze gewachsen.
Es ist Alltag geworden, dass Polen und Deutsche an der Stettiner Universität zusammen studieren und in den deutschen Vororten gemeinnsamm arbeiten. „Wenn die Grenze nicht wäre, hätten wir schon längst einen U-Bahn-Anschluss nach Stettin.“ Pfarrer Riegel schaut lachend in die Mündung der Maschinenpistolen. Jetzt trennt der Stacheldraht auch seine Familie. Mit dem Ausbruch der Pandemie wurden die Grenzen abgeriegelt und die polnische Regierung schickte das Militär inklusive Schießbefehl an die Grenze, um illegale Übertritte zu verhindern. Die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns funktioniert aber ohne die polnischen Arbeiter_innen nicht. Speziell in den Krankenhäusern im Osten des Landes kommt oft die Hälfte der Pfleger_innen aus Polen. Die Familien, die nicht das Glück haben einen Passierschein zu bekommen, treffen sich hier am Strand zwischen Swinemünde und Ahlbeck. Unter Beobachtung der Soldat_innen. Ständig in der Angst, das kleine Kind könnte versehentlich doch unter dem Flatterband zu Papa rüber krabbeln oder irgendein anderer Anlass provoziere die Soldaten.
Auf die gesetzlich nicht verankerte „Unternehmerische Freiheit“ wurde indes mehr Rücksicht genommen: Die am 20. April verabschiedeten Corona-Arbeitsschutzstandards haben größtenteils nur einen empfehlenden Charakter und sehen keine Sanktionsmaßnahmen vor.
Auch der wirtschaftliche Erfolg der BRD baut auf dem ständigen Nachschub von billigen Arbeitskräften aus dem Ausland. Von den Gastarbeiter_innen-Verträgen über die EU-Arbeitnehmer_innen-Freizügigkeit bis zu den Asylrechtsverschärfungen. Das „Positive“ am Rassismus: wenn die „dreckigen Ausländer“ an der Ausbreitung der Krankheit schuld sind, können es ja nicht die Arbeitsbedingungen sein.
Ein wichtiger Teil der Impflogistik wird von Freiwilligen des DRK verrichtet, während unter den Impfstoffherstellern Goldgräberstimmung herrscht. 13 Milliarden US-Doller könnte Pfizer/Biontech laut Berechnungen der Investmentbank Morgan Stanley dieses Jahr mit dem Impfstoff machen. Die Entwicklungskosten jedoch wurden größtenteils von den deutschen Steuerzahler_innen finanziert: 375 Millionen investierte der Staat ohne Gegenleistung vergangenes Jahr in Biontech.